…unter dieser Überschrift veröffentlichte die sächsische Kirchenzeitung einen Beitrag von Dr. Christa-Maria Steinberg:
Als ich vier Jahre alt war, 1945, hatte ich die erste Glaubenserfahrung, an die ich mich erinnere. Auf der Flucht vor den Russen waren wir auf einem Dachboden versteckt: meine Mutter, ihre Freundin und 30 Kinder. Morgens sangen wir dieses Lied, und die Stimmung war erwartungsvoll und froh:
„Früh am Morgen Jesus gehet und an allen Türen stehet.
Klopfet an, wo man geflehet: Komm, Herr Jesu, unser Gast.
Wollest täglich bei uns bleiben, alle Feinde von uns treiben,
uns ins Buch des Lebens schreiben und der gute Hirte sein.
Amen, Ja, es ist geschehen, Jesus wird heut mit uns gehen
und wir werden fröhlich sehen, dass er uns nicht lässt allein!“
Später in der Jungschar hatte ich eine lustige, liebevolle Diakonisse, die uns Kindern Jesus lieb machte, schöne Bücher vorlas, wunderbare Märchenspiele mit uns aufführte. Ich hatte so ein Glück, dass mir nie ein drohender, kontrollierender Gott vorgestellt wurde!
Während der Pubertät kam dann das Nachdenken und ich merkte, dass hasserfüllte, unaufrichtige und unanständige Gedanken nicht zu Gott passten. Ich gab mir große Mühe, mich gut zu benehmen. Dazu gehörte als Pflicht die „Stille Zeit“. Aber ich war morgens so müde, dass das bald wieder einschlief. Bei der Konfirmation hatte ich die besten Vorsätze, Gott zu gefallen und Gutes zu tun. Zu dem selbstgemachten Druck kam der von außen: als Pfarrerstochter hast du tausend Auflagen, was du machen musst und was du keinesfalls darfst.
So war ich mir sicher, als ich mit 20 Jahren endlich aus dem Haus gehen konnte, dass ich nichts mehr mit Kirche und Glauben zu tun haben wollte, ich wollte frei sein.
Mit 41 Jahren – ich war Oberärztin, verheiratet, wir hatten zwei Kinder – war ich so verzweifelt und überlastet, dass ich mich an Gott erinnerte und anfing, ihn zu suchen. Er ließ sich finden, ich bekehrte mich und nun war mein Glaube wirklich erwachsen. Ich wusste, er vergibt mir alle Schuld. Er behütet mich. Er ist der Ansprechpartner für allen Kummer. Er berät und führt mich. Er gibt Kraft. Sein Plan für mich ist gut und er wird mich in den Himmel bringen. Wie ein Kind darf ich das alles nehmen, ohne es verdient zu haben. So will es Jesus: „So ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen!“(Mt 18,3)
Dr. Christa-Maria Steinberg